»Drehbuchautoren und Schauspieler streiken gemeinsam vor den Toren der großen Studios. Es geht vor allem um zwei Aspekte: bessere Bezahlung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz«, heißt es bei Tagesschau.de. Doch der Hinweis, dass es letztendlich um die Steigerung der Gewinne bei den bereits gut verdienenden Filmstudios geht, taucht lediglich in einer Nachrichtensendung auf WDR5 unverblümt auf.

Wie in Tarifkonflikten immer, geht der Kampf darum, wie hoch die Rendite des eingesetzten Finanzkapitals ausfällt. Dies gilt für die Löhne am und rund ums Set ebenso, wie für den Einsatz der »künstlichen Intelligenz«. Filmstudios und Software-Unternehmen bedienen gleichermaßen Kapitalinteressen, die das Management maximieren muss. Ausschließlich deshalb, und nicht weil Manager grundsätzlich die Würde ihrer Mitarbeiter verachten, werden diese Kämpfe geführt.

Für die Kapitalgeber geht es dabei lediglich um die Höhe ihrer Renditen. Für die Menschen geht es immer auch um ihre Existenz. »Bereits Anfang Mai waren die Drehbuchautoren der US-Film- und Fernsehindustrie für bessere Arbeitsbedingungen in den Streik getreten.« Das bedeutet für hunderttausende Beschäftigte die tägliche Angst um die Existenzsicherung. Es ist daher völlig unbegreiflich, warum Gewerkschaften, Wissenschaftler*innen und Medien nach wie vor die Bedeutung und Funktionsweise der Kapitalien ignorieren und oft leugnen.

Den Einsatz künstlicher Intelligenz wird man nicht aufhalten können. Daher ist es umso bedeutender, ob KI ausschließlich der Vermehrung privaten Kapitals und damit privater Macht dienen soll und dienen darf. Die Höhe der weltweiten Kapitalrenditen und die Macht des Finanzkapitals ist eng verbunden mit der Geldpolitik und der herrschenden Zinspolitik. Doch von Seiten der Ökonomen werden die arbeitenden Menschen weiterhin im Stich gelassen. Die Interessen des Kapitals sind für Ökonomen unantastbar. »Geldvermögen haben positive Zinsen abzuwerfen. Dieses Dogma wird bis heute auch von kritischen oder linken Ökonomen nicht hinterfragt. Es ist ein Denkverbot das gravierende gesellschaftliche Auswirkungen zur Folge hat.« Nur wenn dieser Aspekt in den Kampf der arbeitenden Menschen einbezogen wird, können sich die Machtverhältnisse zugunsten der Beschäftigten drehen.

Klaus Willemsen, 24.07.2023